Ahnenforschung in Polen
– ein Wegweiser


Der weiße Adler ist seit dem 10. Jahrhundert Bestandteil des Polnischen Wappens. Im Jahre 1989 hat er seine königliche Krone zurückerhalten. Warschau – Polens Hauptstadt seit 1596. Das Stadtwappen Warschaus ist seit dem Jahr 1400 belegt.

Innehåll

1.Polnische Ahnen erforschen. 5.Wichtige Bestandsverzeichnisse.
2.Was verstehen wir unter Polen? 6.Polnische Archive und Pfarrämter anschreiben.
3.Die ehemals deutschen Provinzen.     7.Die Suche im Internet.
4.Polnische Archive 8.Auftragsforschung

1. Polnische Ahnen erforschen.

Polen ist eine stolze Nation mit einer bewegten Vergangenheit. Mehrmals im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden die Grenzen stark verändert; während des 18. Jahrhunderts hörte Polen sogar auf als Staat zu existieren! Die benachbarten Staaten, Preußen, Russland und Österreich, beherrschten nach drei Teilungen Polens ab Ende des 18. Jahrhunderts das ganze Land. Danach wurden auch ethnische Vertreibungen durchgeführt; die letzte im Jahre 1945, als ein Großteil der polnischen Bevölkerung aus dem heutigen Weißrussland und Litauen zwangsweise nach Westen umgesiedelt wurde. Gleichzeitig wurde die deutsche Bevölkerung, vor allem in West- und Ostpreußen, in die Länder westlich der Oder deportiert. Im nächsten Abschnitt berichten wir mehr über die Veränderungen der polnischen Grenzen.

Polen ist heute ein wichtiges EU-Mitglied an der Ostsee und hat etwa 38 Millionen Einwohner. Schweden hat mehrere tausend Einwohner, die ihre Wurzeln in Polen haben.

Bevor man mit der Forschung in Polen beginnt, sollte man zuerst die Forschungsmöglichkeiten in Deutschland erschöpft haben. Es ist erheblich schwieriger, teurer und mehr zeitraubend, in Polen oder anderen Staaten zu forschen als in Deutschland zu forschen. Dies betrifft sowohl die zugänglichen Fakten der Ahnen als auch die Literatur und Archive.

Polen ist mit Hinsicht auf Ahnenforschung das schwierigste aller Ostseeländer. Ein Beispiel: schreibt man ein polnisches Archiv an, erhält man in der Regel nicht die Kopie des Originaldokumentes, sondern eine Abschrift in polnischer Sprache!

Im Folgenden versuchen wir, einige Ratschläge zu vermitteln, mit denen man weiterkommen kann.

2. Was verstehen wir unter Polen?

Polens Gründung wird meist auf die Zeit um 960 und Herzog Mieszko I datiert, der von der Gegend um das heutige Posen aus die Küstengebiete eroberte. Durch Kriege, Heiraten und verschiedene Allianzen, wuchs das Reich. Die größte Ausdehnung hatte Polen nach der Personalunion mit Litauen. Im Jahre 1572 wurde Polen Wahlkönigreich. Vor dieser Zeit wurden Nordpolen und das Baltikum durch den deutschen Orden beherrscht, jedoch ist die Zeit vor 1550 aus Sicht des Familienforschers normalerweise nicht so interessant.

Die nachfolgenden Kriege reduzierten Polens Territorium, bis das Land in den Jahren 1772, 1793 und 1795 zwischen den großen Nachbarn aufgeteilt wurde. Über 120 Jahre lang existierte Polen nicht als Nation; erst nach dem ersten Weltkrieg wurden Polens Grenzen bei den Friedens- verhandlungen in Paris neu festgelegt und Polen als souveräne Nation wieder anerkannt.

Während des zweiten Weltkrieges wurde Polen von den Nazis und gewisse Teile 1940/41 von den Sowjets besetzt. Nach 1945 fanden dann große Volksvertreibungen statt: die meisten deutschen Einwohner der ehemaligen deutschen Gebiete und die seit Jahrhunderten friedlich in Polen lebenden, deutschen Minoritäten wurden nach Westen vertrieben, um Platz für die vielen Polen zu schaffen, die ihrerseits vom östlichen Polen und aus den polnischen Gebieten, die 1945 von der Sowjetunion annektiert wurden, entwurzelt in das westliche Polen umgesiedelt wurden.

3. Die ehemals deutsche Provinzen.

Großteile der ehemals deutschen Provinzen gehören heute zu Polen. Hat man dort seine Ahnen, sollte man folgende Wegweiser der G-Gruppe wählen:

Auch sollte man das Verzeichnis polnischer Namen der alten deutschen Ortschaften studieren. Eine Konkordanzliste von heute polnischen zu ehemals deutschen Ortsnamen ist ebenfalls vorhanden.

Ferner hat das Archiv Ostdeutscher Familienforscher (AOFF) unter Online-Register eine einsehbare Datei über Familien, die in der ehemaligen DDR und weiteren östlichen Gebieten, z.B. dem Baltikum und dem Sudetenland, gelebt haben.

4. Polnische Archive

Polen hat hauptsächlich regionale Archive. Jedoch gibt es eine staatliche Organisation, NACZELNA DYREKCJA ARCHIWÓW.

Im Internet einsehbare Archivalien

Einige der einsehbaren Datenbanken verzeichnen die Bestände der polnischen Archive. Die wichtigste Datenbank für den Familienforscher ist PRADZIAD, die im Jahre 2009 fertiggestellt wurde. Es sind keine digitalisierten Dokumente vorhanden, sondern lediglich Bestandsaufnahmen der jeweiligen Archive. Um zu den Dokumenten zu gelangen, muss man entweder das Archiv besuchen oder die Nachforschung einem Beamten in Auftrag geben, selbstverständlich gegen Bezahlung.

PRADZIAD enthält Angaben zu den Archivalien aus Pfarrämtern und den Registern der Volkszählungen, die jetzt in staatlichen Archiven und zum Teil in anderen öffentlichen Ämtern zu finden sind. Hier sind also keinerlei Namen einzelner Personen oder ähnliches vorhanden!

Das Suchen in PRADZIAD erfolgt über ein englischsprachiges Formular. Im oberen Menü gibt man an, an welcher Region man interessiert ist und wählt dann die Gemeinde, deren Dokumente man sucht.

Das Bild rechts zeigt das untere Menü, das beim Anklicken der „select the type of event“ auf dem Schirm erscheint. Der rote Text rechts zeigt die wichtigsten Dokumentensammlungen an.

Die verschiedenen Begriffe des Formulars sind auf Englisch erläutert.

Anfallende Kosten für Nachforschungen sowie Abschriften beim Staatsarchiv Gdansk sind der Webseite des Archivs zu entnehmen.

Ministerialbücher

Kirchenbücher werden sowohl in den staatlichen Archiven als auch in vielen der katholischen Gemeinden selbst aufbewahrt. Leider sind polnische Pfarrer und Bischöfe nicht immer den Familienforschern so wohl gesonnen, wie wir es aus den nordischen Ländern gewohnt sind. Die Art von Datenbanken, wie wir sie bereits in den baltischen Staaten kennen, gibt es in Polen nicht.

Volkszählungen

Der russische Zar Peter I. ordnete Anfang des 18. Jahrhunderts Volkszählungen, zwecks Registrierung steuerpflichtiger Untertanen, an. Diese Zählungen, alle 5-10 Jahre durchgeführt, wurden dann auch auf andere Teile des russischen Imperiums ausgeweitet, so auch auf das östliche Polen.

Die Volkszählungen wurden auf vorgedruckten Formularen aufgenommen und dokumentieren die Verhältnisse des jeweiligen Jahres; jedoch wurden auch Veränderungen seit der letzten Zählung vermerkt, wie z.B. Umzüge oder Sterbefälle.

Die Volkszählungen heißen auf Polnisch spis dusz und können im PRADZIAD gesucht werden. Mehr über Volkszählungen ist dem Wegweiser für Familienforscher in Estland, zu entnehmen.

5. Wichtige Bestandsverzeichnisse.

Einige Archivverzeichnisse, die aus deutscher Sicht von besonderem Interesse sind, wurden ins Deutsche übertragen:

Staatsarchiv Breslau - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945", (1996).
Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945", (2000).
Staatsarchiv Stettin - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945", (2004).

Diese sollte man bei der örtlichen Bibliothek einsehen oder aber fernleihen.

6. Polnische Archive und Pfarrämter anschreiben.

Bei Kontakten mit polnischen Institutionen kann man durchaus Englisch oder Deutsch benutzen; allerdings sind die Antworten meist in Polnisch abgefasst. Um ganz sicher zu gehen sollte man beim Anschreiben von polnischen Behörden Polnisch benutzen, wenn man polnische Behörden och Pfarrämter anschreibt.

Auf den Mitgliedsseiten der G-gruppe findest Du Briefsteller für Anfragen an Gemeinden und Archive in polnischer Sprache.

Durch unsere Zusammenarbeit mit u.a. Pommerscher-Greif wissen wir, daß man mit Erfolg in den polnischen Gebieten forschen kann. Wir empfehlen daher die Mitgliedschaft in einem der deutschen Vereine, die sich auf Polen spezialisiert haben, z.B. Pommerscher-Greif, Agoff, AMF oder den West- und Ostpreußenverein. Auch die Suche in der Datenbank der Mormonen kann oft gute Ergebnisse mitführen.

7. Die Suche im Internet.

Die weitaus größte Datenbank ist die der Mormonen, oder Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Alles mit Bezug auf Personenforschung, was dieser Kirche zur Verfügung gestellt wurde, ist nun auf Mikrofilm fotografiert. Neben deutschen Kirchenbüchern wurden auch die „Personenbestandsbücher“ (die deutschen Volkszählungen, die um 1875 gesetzlich geregelt wurden), Archive, Gerichtsprotokolle, Matrikel unterschiedlichster Art, Jüdische Geschichte usw, fotografiert. Das so abgelichtete Material ist in zwei Datenbanken organisiert: einem Personen- und einem Gemeinderegister.

Im Personenregister kann man seine Ahnen weltweit suchen. Die Angaben sind manuell von den Mikrofilmen ins Register übertragen worden. Jeder, der sich mit alten Archivalien befasst hat, weiss wie schwierig das richtige Deuten von Namen manchmal sein kann. Nicht anders ist es den Amerikanern ergangen, die auf freiwilliger Basis diese Aufgabe bewältigt haben. Manche Experten bemängeln, daß etwa 20 % fehlerhaft sind. Anders gesehen bedeutet dies, daß etwa 80% korrekt sind! Alles muss aber 100% überprüft werden!

Im Orts- und Gemeinderegister kann herausgefunden werden, welche Gemeinden/Kirchspiele gefilmt wurden, welche Dokumente vorhanden sind, sowie die Identitätsnummern der Filme.

8. Auftragsforschung.

Wenn man der polnischen Sprache nicht mächtig ist, kann man sich an den Verband deutschsprachiger Berufsgenealogen e. V., Mitglied Nr 82 des DAGV, wenden. Dort bieten über zwanzig professionelle Genealogen ihre Dienste an. Der große Vorteil ist, daß diese Forscher sich verbinden, in ihren Berichten stets Quellenangaben zu machen.


Stand 16 Oktober 2017. Copyright © Lars Craemer.